Der 12. Pflegefamilientag

Faktoren des Gelingens aus der Sicht von erwachsenen Pflegekindern

Im September 2016 führte die Pflegekinder-Aktion St. Gallen zum zwölften Mal einen Vernetzungsanlass für Pflegefamilien mit Kindern in Dauerpflege durch. Der Familientag fand wiederum im Kirchenzentrum St. Konrad in Kronbühl/Wittenbach statt. 17 Familien nahmen teil, insgesamt waren rund 70 Personen vor Ort, inklusive Helferinnen und Helfer.

Der Anlass fand am statt.
von

Dieses Mal konnten die Kinder ab 6 Jahren wählen: Malen oder Selbstverteidigung. Gegen 20 Kinder zwischen 6 und 15 Jahren fuhren mit ihren Begleitpersonen mit einem Sonderpostauto nach St. Gallen. Dort wurde ein Teil der Gruppe von Jrene Meli und ihrem Team in die Selbstverteidigung eingeführt. Die Kinder, die sich für das Thema Malen angemeldet hatten, fuhren mit ihrer Begleitperson weiter nach Rorschach ins Würth Haus. Dort stand ein Museumskoffer mit verschiedenen Herausforderungen bereit. Auch dieses Mal sind wieder Adressen ausgetauscht worden und Freundschaften entstanden, haben wir gehört (s. Bericht von Juliette). Die jüngeren Kinder wurden an diesem sonnigen Tag von Christine Schnidrig und ihrem Team in den Räumen der Kinderkrippe Cavallino betreut.

Nach dem Willkommenskaffee fand eine Vorstellungsrunde statt zur Frage „Was hat Eurem Pflegekind beim Übertritt in die Pflegefamilie geholfen?“. „Unsere Katze, eine Wasserschlacht mit der Nachbarsfamilie, Liebe und Geborgenheit, unsere Haltung, die Unterstützung der Fachstelle, unsere Kinder, viel Zeit.“

Dann berichteten vier erwachsene Pflegekinder aus ihrem Leben, insbesondere zu den Fragen: Was hat euch geholfen/unterstützt beim Eintritt in die Pflegefamilie, während der Zeit in der Pflegefamilie und beim Austritt aus der Pflegefamilie? Was hättet ihr euch gewünscht damals? Die Gäste und die Geschichten hätten kaum unterschiedlicher sein können und berührten sehr. Vom Kuscheltier von Mama zu „dass ich so sein durfte…wie ich war“ und dass die Pflegeeltern viel Zeit gelassen haben über den guten Zufall einer Heimschliessung… worauf der Junge in eine Pflegefamilie kam. Das grosse Glück, dass sich eine Ordensfrau im Kinderheim sehr um den kleinen Jungen gekümmert hat. Oder dass das Pflegekind seine Mutter nie alleine getroffen hat, sondern ausschliesslich in Begleitung der Pflegeeltern oder der leiblichen Grosseltern.

Im zweiten Teil diskutierten die Pflegeeltern in vier Gruppen. Viele Pflegeeltern hatten persönliche Fragen an die Gäste. Eine junge Frau erzählte z.B. von gemeinsamen Ferien mit den Pflegeeltern und der leiblichen Mutter. Diese Aussage regte zu vielen Rückfragen an. In einer anderen Gruppe wurde über die Versöhnung mit der eigenen Geschichte dank Psychotherapie diskutiert, und darüber, wie die belastende Hypothek zu einem späteren Zeitpunkt zum Kapital werden kann. Wieder andere hatten Fragen an den Familienvater und wie sich seine besondere Geschichte auf seine Kinder auswirkt. Fazit: Zu den unterstützenden Faktoren gehört auch das Glück, immer wieder auf „gute Seelen“ zu treffen, sei dies eine Ordensfrau oder eine Lehrperson, eine Freundin oder ein engagierter Beistand, die Pflegeeltern, eine Therapeutin oder einfach jemand, der an einen glaubt!“

Nach dem Mittagessen vom Grill schlossen wir die Veranstaltung mit der Verabschiedung von Heidi Mattmüller ab. Alle Kinder und alle Erwachsenen schickten einen Herzenswunsch Richtung Himmel. Wünsche und Anliegen an die Fachstelle wurden eingesammelt oder an den Wunschbaum gehängt.

Literaturhinweis: „Faktoren für das Gelingen von Pflegeverhältnissen und des Übergangs ins Erwachsensein“ von Rosemarie Raslan-Allgäuer, Verlag tredition GmbH, Hamburg, ISBN 978-3-7345-2488-2

Auch dieses Jahr hat Samuel fotografiert, und Juliette hat wieder einen kleinen Bericht verfasst. Vielen herzlichen Dank!

Bericht von Juliette (13)

Diesmal waren viele Kinder da, mehrere um die 12 Jahre. Zuerst gab es Gipfeli zum Frühstück. Die Kinder waren noch sehr sehr scheu, am liebsten hätten sie sich gar nicht von ihren Eltern für den Ausflug getrennt. So gegen 9:00 Uhr ging es los, alle hatten sich vor dem Postauto versammelt, die Leiter hatten durchgezählt, und die Anspannung war gross.

Im Bus gingen so die ersten Gespräche los, einige sassen aber auch für sich alleine. Ich und meine Freundin unterhielten uns lange, so wie man es halt tut wenn man sich ein Jahr nicht mehr gesehen hat.

Irgendwann trennten uns die Wege: Die die sich für die Selbstverteidigung angemeldet hatten stiegen aus dem Bus, und die die ins Würth Haus nach Rorschach wollten fuhren weiter.

Im Würth Haus gab es eine spannende Schnitzeljagd durch das ganze Haus und anschliessend durften wir noch malen was wir wollten. Die in der Selbstverteidigung haben gelernt, wie man sich hinstellt, wenn einer einem etwas tun will und man sich halt selbst verteidigt. Für beide Gruppen gab es wieder einen Znüni für zwischendurch.

So gegen 12:00 Uhr hat uns der Bus wieder abgeholt und zurück nach Wittenbach ins Kirchgemeindehaus gebracht. Alle Kinder waren am schwatzen, haben sich ausgetauscht.

Zum Mittagessen gab es Schnitzelbrot, Bratwurst oder Käseschnitzel. Es hat allen sehr gut geschmeckt. Die Eltern waren in Grüppchen und die Kinder auch. Wir spielten miteinander, ärgerten uns, aber haben uns doch alle einigermassen gut verstanden.

Den Abschluss machten Heliumballone. Wir schrieben einen Wunsch auf ein Kärtchen am Ballon und liessen sie steigen. Es war ein sehr toller Moment.

Der Abschied fiel einigen schwer. Mir auch. Einige schlossen sogar neue Freundschaften, oder haben sich – wie ich - wiedergetroffen mit Freunden. Im Grossen, aber auch im Kleinen, war es ein sehr schöner Tag, mit vielen lustigen, aufgestellten und tollen Personen.