Interview mit einer Kontaktfamilie

Interview mit der Kontaktfamilie Seufert/Meier.

Interview: Rosemarie Raslan

Was war Eure Motivation Kontaktfamilie zu werden?

Sabine Seufert: Wir haben damit gerechnet, eine grössere Familie zu werden. Unser Sohn hat sich schon auf zwei Brüder gefreut. Das Schicksal wollte es anders. In unserer Wohnung und in unseren Herzen war einfach noch Raum da. Nach reiflicher Überlegung haben wir den Schritt gewagt und noch nie bereut.

Welche Veränderung hat es dadurch in Eurer Familie gegeben?

Sabine Seufert: Wir nehmen unsere Familiendynamik viel bewusster wahr. Wenn wir zu viert sind, dann ergibt sich eine neue Dynamik, die wir sehr geniessen. Wenn wir dann wieder zu dritt sind, finden wir plötzlich wieder andere Dinge ganz schön. Durch die Erfahrungen lernen wir uns selbst alle viel besser kennen.

Welche Erfahrungen habt Ihr als Kontaktfamilie gesammelt mit dem Pflegekind, in Kooperation mit dem Elternteil und der Zusammenarbeit mit der der Pflegekinder-Aktion?

Sabine Seufert: Bislang nur gute. Unser Pflegekind spielt so leidenschaftlich gerne Fussball wie unser Sohn, da war sofort eine gleiche Wellenlänge da. Nach und nach taute er immer mehr auf und heute gehen wir sehr natürlich miteinander um. Die Zusammenarbeit mit der Mutter war von Anfang an von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Sie ist eine sehr herzliche Frau und die Kommunikation läuft sehr gut. Die Zusammenarbeit mit der PlfegekinderAktion verläuft ebenfalls sehr unkompliziert. Bereits das erste Beratungsgespräch, wo wir noch viele Fragen und Sorgen hatten, gab uns ein gutes Bauchgefühl mit auf den Weg und das hat sich bis heute mehr und mehr verfestigt. Letztendlich sind ja immer die Personen entscheidend, die eine Institution vertreten...

Was sagt Euer Sohn zu dem Familienzuwachs?

Sabine Seufert: „Cool - er macht immer so coole Sachen"...

Hat er sich durch den Pflegebruder verändert?

Sabine Seufert: Anfangs war unser Sohn noch etwas skeptisch. Er hätte lieber regelmässig seinen besten Freund eingeladen, den er seit vielen Jahren gut kennt. Wir waren sehr verwundert darüber, wie schnell unser Sohn seinen Pflegebruder ins Herz geschlossen hat und er sich gegenüber einem ja eigentlich fremden Kind öffnen konnte. Das ist eine neue Erfahrung für ihn und tut ihm richtig gut. Natürlich auch neben den Begleiterscheinungen wie teilen zu müssen...

Ihr habt im vergangenen Jahr die Weiterbildung für Kontaktfamilien besucht, was hat Euch gefallen, was wünscht Ihr Euch für zukünftige Weiterbildungen?

Sabine Seufert: Besonders gefallen hat uns der Austausch mit den anderen, von den Erfahrungen der anderen zu hören, es waren einige sehr bewegende Geschichten dabei. Die Moderation gab wertvolle Impulse und die Methodik der kollegialen Fallbearbeitung fanden wir sehr spannend – das würden wir uns auch gerne zukünftig wünschen.

Zu Weihnachten habt Ihr allen Pflegekindern ein Buch geschenkt, was waren Eure Beweggründe?

Sabine Seufert: Uns geht es mittlerweile wieder gut und wir sind für vieles sehr dankbar. Wir wollten etwas zurück geben und Kindern einfach eine Freude machen.

Wie seid Ihr auf die Idee mit den Büchern gekommen?

Sabine Seufert: In unserer Familie ist Lesen ganz, ganz wichtig – wir sind alle richtige Leseratten. Das sind so innige Momente beim Vorlesen. Die Idee mit den Büchern als Geschenk lag daher nahe. Unsere Zwillinge Max und Nik, die als Leseratten die Bücher herschenken, können wir dadurch ein klein bisschen zum Leben erwecken. Die nächste Aktion kommt bestimmt...

Sabine Seufert: Wir wollen auch eine Lesestiftung gründen.

Habt Ihr Rückmeldungen von den Beschenkten bekommen?

Sabine Seufert: Ja, darüber haben wir uns sehr gefreut, sogar eine sehr schöne phantasievolle Zeichnung war dabei.